Star-Club Hamburg 13.4.1962 - 31.12.1969
Zur Eröffnung des Hamburger Star-Clubs am 13. April 1962 spielte eine originelle, aber noch eher unbekannte Band - vier Jungs aus Liverpool mit komischen Frisuren rockten das Haus - auch schon mal in Unterhosen und mit einer Klobrille um den Hals.
"Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!" diese Zeilen prangten auf grell-orangen Plakaten, die im Frühjahr 1962 das Hamburger Amüsierviertel St. Pauli erleuchteten. Geworben wurde für den Star-Club, der - so hieß es - alles Bisherige in den Schatten stellen sollte.
Zur Eröffnung des neuen Clubs spielte eine damals noch unbekannte Band aus Liverpool, die Beatles. "Macht 'ne tolle Show" hatte der Star-Club-Geschäftsführer den Beatles geraten - und Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Pete Best, der am 16. August durch Ringo Starr ersetzt wurde, holten alles aus sich heraus, was in ihnen steckte. Vom 13. April an spielten und sangen sie viele Nächte hindurch bis zum frühen Morgengrauen auf der kleinen Bühne des ständig überfüllten Clubs.
Paul McCartney erinnerte sich später: "The best memories? Oh, getting crazy on stage in the Star-Club (
) maybe John with a toilet seat round his neck, he had only his underpants on and he was very drunk; besoffen Mensch!" Sie aßen auf der Bühne, rauchten und fluchten, zerstörten die Bühne oder die Verstärkeranlage. Und John Lennon spielte gar mit einer Klobrille um den Hals.
Musik, die Ohren und Knochen kaputtmacht
Um das Hamburger Publikum in Stimmung zu bringen, mussten die Beatles sich schon was einfallen lassen. Ältere Zeitgenossen waren pikiert über die wüsten Auftritte der Jungs mit den - ihrer Meinung nach - viel zu langen Haaren. Günter Zint, früherer Hausfotograf im Star-Club, konnte sich nur an einen einzigen Presse-Artikel erinnern, in dem die Beatles überhaupt mal erwähnt wurden: "Da wurden sie erwähnt als eine Gruppe, die eine fürchterliche Negermusik macht; es wurde gesagt, dass diese Musik den jungen Leuten die Ohren und die Knochen kaputtmacht."
Die jungen Leute sahen das anders. Viele von ihnen schwärmten schon 1962 für die Beatles, obwohl sie im April noch keineswegs die musikalischen Stars im Star-Club waren. Was den jungen Leuten imponierte war anfangs vor allem, dass die Musiker aus Liverpool frech waren, rotzig und respektlos - vor allem John Lennon.
Ein Zeitzeuge erinnert sich: "Ich wusste, dass er ein politisch interessierter Mensch war und auch sehr respektlose Äußerungen über die reaktionären Dummköpfe hier gemacht hat, was mir sehr gefiel, weil ich aus einem sehr konservativen Elternhaus kam und der Star-Club für mich so eine Art Befreiungsschlag war. (...) Ich versteige mich sogar zu der Behauptung, dass die 68er nicht möglich gewesen wären, wenn vorher nicht Elvis Presley oder die Beatles oder einige andere Musiker diese Bastion sturmreif geschossen hätten."
Die Beatles waren albern und frech; sie liebten das Amüsement und die Politik. Aber sie arbeiteten auch hart an ihrer musikalischen Karriere. Der Beatles-Song "Sweet Georgia Brown" erhielt in Hamburg den letzten Schliff, "Love Me Do", ihre erste Single, wurde im Studio aufgenommen und kletterte in England auf Platz 17 der Charts.
Als die "Fab Four" am 31. Dezember 1962 zum letzten Mal zwischen Huren, Nepp und Rock 'n 'Roll im Rotlicht-Viertel St. Pauli spielten, da waren sie aus dem Star-Club eigentlich schon längst herausgewachsen. Der Abschied im Star-Club in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 1963 war ein Abschied für immer. Die Beatles machten sich auf den Weg, die erfolgreichsten Popband aller Zeiten zu werden.
Neben den Beatles gastierten auch noch andere Bands und Solokünstler im Star-Club:
Jimi Hendrix , Bill Haley , The Londoners , Tony Sheridan , The Lords ,
King Size Taylor and the Dominoes , The Searchers , The Rattles , Lee Curtis ,
The Everly Brothers , Chuck Berry , Chubby Checker , Little Richard , Ray Charles ,
Fats Domino , Gerry and the Pacemakers , Gene Vincent , The Walker Brothers ,
The Who , Joe Brown , The Undertakers , Ian and the Zodiacs, Bo Diddley, Cream ,
Black Sabbath , Dave Dee & Co. , Chris Curtis , Brenda Lee, The Liverbirds u.v.m.